Das „hannoversche Wochenende“ bei der DSV-Pokalendrunde in Düsseldorf erbrachte den erhofften Titel für Waspo 98 Hannover. In einem dramatischen Endspiel sicherte sich das Team von
Trainer Karsten Seehafer gegen den ständigen Rivalen Spandau 04 mit einem 10:9 nach Fünfmeterwerfen (6:6 in der regulären Spielzeit) den dritten DSV-Pokalsieg in Folge. Bevor sich die Hannoveraner in den Armen liegen konnten, bekamen die rund 200 Besucher im
Rheinbad eine an Intensität und Spannung nicht zu überbietende Partie zu sehen.

Waspo 98 erwischte einen gelungenen Start. Der erneut glänzend aufgelegte Moritz Schenkel agierte hinter einer bestens eingestellten und aggressiv zu Werke gehenden Defensive reaktionsschnell.
Die gefürchteten Berliner „Shooter“ Nikola Dedovic und Marin Restovic wurden weitgehend neutralisiert, während die Waspo-Akteure in der Abwehr „ackerten wie Hafendirnen“ (O-Ton Präsident Bernd Seidensticker).

Nach mehr als vier torlosen Minuten erzielte der groß aufspielende Center Ante Corusic in Überzahl mit dem Rücken zum Tor stehend den Führungstreffer. Dem offensiv stärksten Spandauer
Mateo Cuk gelang rund eine Minute danach aus der Halbdistanz der Ausgleich. Wieder in Überzahl brachte Julian Real mit einem beherzten Distanzwurf die Hannoveraner erneut nach vorn, doch Kapitän Marko Stamm gelang noch im Auftaktviertel der erneute Ausgleich.
Zu Beginn des zweiten Spielabschnitts schien der Titelverteidiger die Kontrolle übernehmen zu können. Die Verteidigung stand bombensicher und die Offensive traf mit spielerischer Finesse. Wieder waren es die restlos überzeugenden Corusic und Real, die die einzige
Zwei-Tore-Führung der Begegnung zum 4:2 herauswarfen. Spandau schlug jedoch zurück und kam durch Treffer von Tiberiu Negrean und Mateo Cuk zum Ausgleich. Torschützenkönig Aleksandar Radovic verwandelte für Hannover einen Strafwurf souverän und doch kassierten
die 98er durch den hart arbeitenden Center Stefan Pjesivac den wiederholten Ausgleichstreffer zum 5:5.

Was in der zweiten Halbzeit folgte war eine Abwehrschlacht vom Feinsten. Begünstigt durch zahlreiche von den Unparteiischen auf beiden Seiten erkannte Stürmerfouls zogen beide Teams
einen Sperrriegel auf und neutralisierten sich gegenseitig. Mateo Cuk erzielte in der letzten Minute des dritten Abschnitts die erste und einzige rSpandauer Führung, die um ein Haar den Pokalsieg erbracht hätte. Waspo versuchte alle Varianten, doch der Ausgleich
wollte nicht gelingen. Angriff um Angriff verpuffte auf beiden Seiten. Die mutmaßlich letzte mögliche Offensivaktion ergab Sekunden vor Ende der Angriffszeit einen Freiwurf. Darko Brguljan nahm sich den Ball, schraubte sich gefühlt vollständig aus dem Wasser,
sah eine Lücke, die sonst wohl niemand sah und wuchtete den Ball aus rund sieben Metern in die Maschen. Nach einer Zehntelsekunde der ungläubigen Stille brach orkanartiger Jubel aus. Wenige Sekunden später war es soweit, das Spiel war aus und das Fünfmeterwerfen
musste entscheiden.

Tiberiu Negrean traf zum Auftakt für Spandau, Aleksandar Radovic glich ebenso sicher aus. Der vom Spiel zuvor möglicherweise entnervte Nikola Dedovic traf nur die Latte, Julian Real
brachte Waspo 98 sicher in den Vorteil. Marko Stamm markierte den Ausgleich und ausgerechnet „Held“ Brguljan verlud zwar Schlussmann Baksa, zirkelte den Ball aber am Pfosten vorbei. Ben Reibel brachte Spandau wieder nach vorn, Alex Giorgetti glich technisch
hochwertig aus. Als Marin Restovic verzog hatte Tobias Preuß die Entscheidung auf der Hand. Nach seinem Wurf krachte es im Gebälk und viele glaubten, der Ball sei am Pfosten gewesen. Doch der perfekt präzise Wurf war aus dem Gestänge abgeprallt und als der
Schiedsrichter den Treffer anzeigte, lagen sich die Hannoveraner mit zwei Sekunden Verzögerung in den Armen. Waspo hatte glücklich aber keineswegs unverdient den Pokal zum dritten Mal in Folge in den Händen.

Zuvor hatten die Frauen von Waspo 98 ihr Finale gegen den turmhohen Favoriten Spandau 04 mit 4:13 verloren. Zum Auftakt hielt die Mannschaft von Trainer Marton Sagi gegen den bärenstarken
Gegner hervorragend mit. Die extra überraschend aus den USA eingeflogene Schlussfrau Meghan Rowland hielt glänzend und Waspo verteidigte heroisch und mit allergrößtem Einsatz. Nach dem ersten Viertel führten die Berlinerinnen nur mit 1:0 und als Lilli Adamski
zu Beginn des zweiten Spielabschnitts noch einmal auf 1:2 verkürzte, schien eine Sensation für kurze Zeit denkbar zu sein. Doch die Spandauerinnen um die alles überragende Mariam Salloum zeigten ihre Extraklasse und setzten sich zunehmend ab. Carmen Gelse gelang
kurz vor der Halbzeitpause aus Sicht von Waspo 98 das 2:7. Am Ende stand trotz großen Kampfes eine 4:13-Niederlage gegen ein unter Profiaufwand arbeitendes siegreiches Team, das Frauenwasserball vom Feinsten bot. Mit der Finalqualifikation realisierte die hannoversche
Mannschaft jedoch einen weiteren spektakulären Erfolg der zu Recht kräftig gefeiert wurde und hohe Anerkennung fand.

Die White Sharks haben bei ihrer ersten „historischen“ Pokalendrunde Platz vier belegt. Nach der der insbesondere in der ersten Halbzeit tollen Vorstellung im Halbfinalderby gegen
Waspo 98 verloren die Haie ihr Spiel um Platz drei gegen A-Gruppenvertreter ASC Duisburg mit 5:14. Dabei bot das Team um Trainer Jobst Lange ein durchaus sehenswertes Spiel und markierte Treffer durch Jan Rotermund (2), Justus Gläser, Felix Struß und Fynn Schütze.
Die Leistung der Haie fand unter dem Fachpublikum viel Anerkennung, auch wenn die Niederlage eindeutig war.

Splitter aus dem Umfeld:

Das Rheinbad in mitten des Sportkomplexes direkt neben der Arena von Fortuna Düsseldorf bot sportlich beste Bedingungen.

Erstaunlich dürftig war jedoch die Veranstaltungspräsentation. Die Veranstalter des Düsseldorfer SC verzichteten auf jegliches Ambiente, das einem solchen Saisonhöhepunkt ein besonderes
Flair geben sollte. Es gab kein Programmheft, keinerlei Musik in der Halle, am ersten Tag keine Vorstellung der jeweiligen Mannschaften und eine an beiden Tagen weitgehend unbrauchbare Mikrofonanlage. Dazu „glänzten“ die Hallensprecher mit penetrant falsch
vorgelesenen Spielernamen und glaubten Spielszenen aus dem Handball erkannt zu haben. Der vollkommen überforderte Protokolltisch mit den Kampfrichtern brachte das Publikum und vor allem die Trainer zur Weißglut und musste für die entscheidenden Spiele durch
die anwesenden Schiedsrichter permanent beaufsichtigt werden. Diese Turnierorganisation löste bei erfahrenen Turnierbesuchern allgemeines Kopfschütteln aus.

Im Gegensatz dazu waren die ehrenamtlichen Helfer sehr freundlich und brachten ein liebevoll hergerichtetes gastronomisches Angebot zu fairen Preisen an den Mann und die Frau.

Sehr stilvoll war hingegen die vom Fachspartenvorsitzenden Rainer Hoppe durchgeführte Verabschiedung von Waspo-Kapitänin Carmen Gelse nach 172 Länderspielen aus der Nationalmannschaft.
Hoppe würdigte die sichtlich gerührte Gelse mit angemessenen und wertschätzenden Worten und betonte neben den sportlichen Leistungen auch die menschlichen Qualitäten dieser Ausnahmeerscheinung im Frauenwasserball.

Die anschließende Spielerparty konnte man ebenso als gelungen bezeichnen, wenngleich keine Musik gespielt werden durfte. Die Spandauerinnen tanzten auch ohne musikalische Begleitung
und Spieler aller Teams saßen gemischt und in fröhlicher Runde zusammen.